Geschichte der Vermessung in Bayern

Entstehung der Bayerischen Vermessungsverwaltung

  • Ausschnitt aus einer Bayerischen Landtafel mit Augsburg
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    Bayern in ersten Regionalkarten

    Die 1523 entstandene Karte des bayerischen Geschichtsschreibers Johann Turmair aus Abensberg, besser bekannt als Aventinus, ist die erste topographische Karte des damaligen Bayern.

    Wenig später, im Jahr 1554, ordnete Herzog Albrecht V. von Bayern eine "Landes-Mappirung" an und beauftragte damit den Mathematiker, Astronomen und Kartographen Philipp Apian. Für diese Arbeit, die auf exakten Vermessungen beruhte, führte Apian sieben Jahre lang in verschiedenen Gegenden des Landes astronomische Längen- und Ortsbestimmungen durch. In Apians "Landtafeln" bilden die Flusstäler das geometrische Gerüst für Siedlungen, Berge, Seen, Wälder, Sümpfe usw. Die Landtafeln blieben bis zur Schaffung des Topographischen Atlas von Bayern (begonnen 1812, beendet 1867 durch das Topographische Bureau) das offizielle Kartenwerk Altbayerns.

    Im Lauf der Jahrhunderte nach Apian erstellten Landgeometer zwar verschiedene Pläne, z.B. zur Beilegung von Grenzstreitigkeiten zwischen Städten, Klöstern und Herrschaftsbesitzungen oder auch zur Dokumentation von Flussläufen. Diese Pläne waren aber zum Teil nicht genau und häufig nur von lokaler Bedeutung.

  • Kurfürst Maximilian I. Joseph von Bayern (1756-1825) sitzt an einem Schreibtisch, auf dem ein Blatt liegt und eine Schreibtischgarnitur mit einer kleinen Figur steht.
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    Gründung des "Topographischen Bureaus"

    Die "Carte de la Bavière"

    Weil Napoleon für seinen Feldzug militärisch taugliche Karten brauchte, wurde in München zunächste eine "Commission des Routes" eingesetzt und mit der topographischen Aufnahme Bayerns betraut. Die "Carte de la Bavière" bildet nur einen Teil der sogenannten Carte de l’Empereur, die nach der Vorstellung Napoleons eine große Karte Europas sein sollte. Genau genommen ist sie Teilstück einer vom Rhein bis an die Donau reichenden Deutschlandkarte und die Fortsetzung der Karte Schwabens. Für deren Erstellung hatte der Erste Konsul im Juni 1800 erste Anweisungen gegeben.

    Bayern trat dem französischen Bündnis nach der Schlacht von Hohenlinden bei, was eine fruchtbare, wenn auch manchmal bewegte Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern erlaubte. Die Karte Bayerns sollte also ein bayerisch-französisches Produkt werden.

    Das Topographische Bureau

    Am 19. Juni 1801 errichtete der Kurfürst ein eigenes "Topographisches Bureau", Dieser Tag gilt als Gründungsdatum der Bayerischen Vermessungsverwaltung. Von da an nahm das ursprüngliche Projekt einen anderen Charakter an: Die Militärkarte des Bayerischen Kreises wurde zu einer topographischen Karte sämtlicher Territorien des Kurfürstentums auf genauer mathematischer Grundlage für die öffentliche Verwaltung. Um dieses Ziel zu erreichen, war eine vollständige trigonometrische Vermessung notwendig.

    Die Aufgaben des Topographischen Bureaus bestanden vorwiegend in
    • der Fortsetzung und Vollendung der im Jahre 1800 begonnenen Arbeiten,
    • der topographischen Aufnahme des Landes und
    • der Darstellung Bayerns in topographischen Karten.

  • Auf einem Feld steht ein Obelisk mit pyramidenförmiger Spitze, die Basispyramide von Aufkirchen.
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    Basislinie zwischen München und Aufkirchen

    Die Messung der Basislinie

    Bereits im Spätsommer 1801 begann das Topographische Bureau unter der Leitung der des Franzosen Oberst Charles Marie Rigobert Bonne (1771-1839) eine Basislinie im Erdinger Moos zwischen den Orten Oberföhring und Aufkirchen zu messen. Die Länge der direkt gemessenen Strecke belief sich auf 21.653,8 Meter. Anfangs- und Endpunkt der Basislinie markieren bis heute zwei Basispyramiden, die im Jahr 1802 zur Erinnerung an die Messung aufgestellt wurden.

    Der nördliche Turm der Münchner Frauenkirche wurde als Nullpunkt der bayerischen Landesvermessung gewählt. Von ihm aus überzog ein Dreiecksnetz von Fixpunkten (Trigonometrische Punkte) ganz Bayern mit der damals dazugehörigen Rheinpfalz. Bis heute bildet der nördliche Turm der Münchner Frauenkirche den Ausgangspunkt für die Blatteinteilung der bayerischen Flurkarten (Katasterkarten).

    Das "Bureau du Cadastre"

    Im Gegensatz zu den Franzosen verfolgte Max IV. Joseph schon bei Beginn der Vermessungsarbeiten das Ziel, die Ergebnisse auch für die Finanzverwaltung des reformierten Staates nutzbar zu machen. Die Grundsteuer bildete damals die Haupteinnahmequelle des Staates. Infolge der Napoleonischen Kriege entstanden durch Gebietsveränderungen über 114 verschiedene Grundsteuersysteme innerhalb Bayerns. Eine Besteuerung war unter den gegebenen Bedingungen äußerst schwierig.

    1808 ordnete König Max I. für ganz Bayern die Vermessung aller Grundstücke an. Ziel war eine einheitliche und damit gerechte Besteuerung aller Bürger zu erreichen. Über 21 Millionen Grundstücke wurden neu vermessen. Die Vermessung und Kartierung der erfolgte graphisch auf dem Messtisch im Freien. Insgesamt entstanden von 1808 bis zum Abschluss der Vermessungsarbeiten 1864 über 23.000 Messtisch- bzw. Uraufnahmeblätter.