Historische Persönlichkeiten

Personen der bayerischen Vermessungsgeschichte

  • Johannes Turmair, genannt Aventin (1477-1534) Portrait Frontalansicht mit mittelalterlicher Mütze. Gewand im Brustbereich in Falten gelegt.
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    Aventinus

    (1477-1534)

    1517 wird Aventinus zum Bayerischen Hofhistoriographen ernannt. Als sein Hauptwerk gelten die "Annales ducum Boiariae", in denen er die bayerische Geschichte bis zum Jahr 1460 dokumentiert. Archivreisen im ganzen Land, auch in die Klöster, führten zu einem umfassenden Quellenstudium.

    Die "Bairische Chronik" (geschaffen 1526–1533), eine deutsche Bearbeitung seiner Annalen, ist volkstümlich geschrieben und besticht durch eine freie und unabhängige Denkweise in nationalen und kirchlichen Fragen.

    Als kartographische Beilage zu seiner geschichtlichen Abhandlung gibt Aventinus im Jahr 1523 die erste Karte heraus, auf der ausschließlich Bayern dargestellt ist.

  • Portrait Philipp Apian (1531-1589), Viertelprofil nach rechts gewandt. Er trägt einen offenen Schulterumhang mit Pelzkragen, ein mit Riegeln geschlossenes Wams und eine, für die Zeit typische, weiße Halskrause.
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    Apian, Philipp

    (1531-1589)

    1554 bekommt der Mathematiker, Astronom und Kartograph Philipp Apian von Herzog Albrecht V. von Bayern den Auftrag, eine genaue "Landes-Mappirung" durchzuführen. 

    In "schier sieben Summern" bereist Apian Ober- und Niederbayern, die Oberpfalz, das Erzbistum und Hochstift Salzburg und das Bistum Eichstätt. Seine Messungen bezieht er auf die größeren Flüsse, die Lagegenauigkeit stützt sich auf viele astronomische Ortsbestimmungen. 

    1563 ist die 5 x 5 Meter große, auf Pergament handgezeichnete Karte im Maßstab 1:45 000 fertig. Der Herzog ist tief beeindruckt von der Präzision und dem Detailreichtum an Siedlungen, Bergen, Seen und Wäldern. 

    1568 stellt Apian auf Basis dieser "Großen Karte von Bayern" Verklein-erungen im Maßstab von 1:144 000 her. Jost Amman (1531-1591) erstellt die Holzschnitte für die Vervielfältigung. Es entstehen die berühmten "24 Bairischen Landtafeln", die Apian in seiner eigenen Druckerei verlegt. Die Landtafeln bilden viele Jahrzehnte die Grundlage für andere bayerische Karten, und ihre Genauigkeit sollte erst zu Beginn des 19. Jahrhundert übertroffen werden.

  • Portrait Joseph von Fraunhofer (1787-1826), Bruststück im Profil mit dem Betrachter zugewandtem Gesicht. Trägt eine dunkle Jacke, weißes hochgeschlossenes Hemd mit Rüschen und ein dunkles Tuch, eng um den Hals gewickelt.
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    Fraunhofer, Joseph von

    (1787 - 1826)

    Joseph von Fraunhofer ist maßgeblich an der Entwicklung optisch hochwertiger Vermessungsinstrumente beteiligt. Er erfindet das Spektroskop und kann damit Licht in seine spektralen Bereiche zerlegen. Dadurch gewinnt er wichtige Erkenntnisse über die Eigenschaften des Lichts. So gelingt es ihm, Objektive in einer Genauigkeit herzustellen, die bis dato nicht möglich war. 

    Im Kloster Benediktbeuern leitet Fraunhofer eine Glashütte. Dort gelingt es ihm, die Qualität der Glasschmelze so zu steigern, dass sie für die Produktion hochwertiger Linsen verwendet werden kann.

  • Portrait Georg von Reichenbach (1771-1826). Bruststück im Halbprofil mit nach links gewandtem Blick. Dunkle Jacke mit hohem Kragen, weißes hochgeschlossenes Hemd. Vorne ein Orden angebracht.
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    Reichenbach, Georg von

    (1771-1826)

    Georg von Reichenbach, Erfinder und Ingenieur, entwickelt unter anderem Instrumente und Geräte, die den hohen Qualitätsanforderungen der bayerischen Vermessung entsprechen. 

    Seine sogenannte Kreisteilungsmaschine liefert exakte Winkelunterteilungen. Diese Unterteilungen sind überaus wichtig für den Bau von vermessungs-technischen Präzisionsgeräten wie den Theodolithen. 

    Zudem werden Fernrohre der Vermessungsgeräte mit den sogenannten "Reichenbach'schen Distanzfäden" ausgestattet. Diese ermöglichen eine einfachere und schnellere Ermittlung von Entfernungen.

  • Portrait von Ulrich Schiegg (1752-1810), Profilansicht mit dunklem Mantel und ringförmigen Stehkragen, wie er von Klerikern getragen wird.
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    Schiegg, Ulrich

    (1752-1810)

    Nach der Gymnasialzeit tritt Ulrich Schiegg 1770 in das Benediktinerkloster Ottobeuren ein. Ab 1784 beschäftigt er sich in Zusammenhang mit der Vermessung des klösterlichen Grundbesitzes mit Geodäsie und Kartographie.

    Die bayerische Regierung beruft ihn 1805 als Hofastronom an die Münchner Sternwarte. Diese stattet er mit den modernsten Instrumenten aus der Werkstatt von Georg von Reichenbach und Otto von Liebherr aus. In den Jahren 1804 und 1805 bestimmt er in München und anderen Teilen Bayerns geografische Längen und Breiten.

    1807 misst er die zweite bayerische Grundlinie bei Nürnberg und sichert so die vermessungstechnische Genauigkeit des bayerischen Trigonometrischen Netzes. Ab 1808 prägt Schiegg die Grundsätze der "Unmittelbaren Steuervermessungskommission" entscheidend mit. Von ihm stammt die am 12. April 1808 veröffentlichte „Instruktion für die bey der Steuer-Vermessung im Königreich Bayern arbeitenden Geometer und Geodäten“.

  • Portrait Alois Senefelder (1771-1834) Brustbild nach links im Viertelprofil. Senefelder trägt einen dunklen Gehrock mit großem Kragen, ein helles Hemd mit kleinem Kragen und einen mehrfach eng um den Hals gewundenen Stoffschal, der mit einem kunstvollen Knoten abschließt.
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    Senefelder, Alois

    (1771-1834)

    Senefelder erfindet 1797 ein völlig neues Druckverfahren, die Lithographie. Das Prinzip basiert auf der Abstoßung von Fett und Wasser. Ein wesentlicher Vorteil der Lithographie und der Verwendung von Steindruckplatten ist die große Kosteneinsparung gegenüber den sonst verwendeten Kupferdruckplatten. Die weiterentwickelte Version von Senefelders Flachdruckverfahren ist heute weltweit verbreitet: der Offsetdruck. 

    1809 wird Senefelder Leiter der Lithographischen Anstalt an der Königlichen Unmittelbaren Steuerkommission. Hier werden die bayerischen Flurkarten im Maßstab 1:5000 und 1:2500 auf Solnhofener Kalksteinplatten gezeichnet und vervielfältigt. Vom Beginn des 19. Jahrhundert bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts werden die grafischen Ergebnisse der bayerischen Vermessung auf über 26 600 Steinplatten dokumentiert und bildeten das Flurkartenwerk.

  • Portrait Johann Georg von Soldner (1776 - 1833), Brustbild nach rechts. Kopf im Halbprofil mit zum Betrachter zugewandtem Gesicht. Soldner trägt einen dunklen Gehrock mit großem Kragen, ein helles Hemd mit gestärktem Stehkragen und einen mehrfach eng um den Hals gewundenen Stoffschal, der mit einem kunstvollen Knoten geschnürt ist.
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    Soldner, Johann Georg von

    (1776 - 1833)

    Soldner schafft die mathematischen Grundlagen für die flächendeckende Vermessung Bayerns.

    Er erkennt, dass zur Abbildung des bayerischen Gebiets statt des bislang verwendeten Erdellipsoids von Laplace auch eine Kugel als Bezugskörper verwendet werden kann. Seine sogenannte Soldner-Kugel ermöglicht wesentlich einfachere Berechnungen bei der Abbildung der Flurkarten.

    Als Nullpunkt für sein Koordinatensystem wählt Soldner die Helmstange des nördlichen Turms der Münchner Frauenkirche. Hier schneiden sich die horizontale und vertikale Koordinatenachse, welche die bayerischen Flurkarten seit über 200 Jahren in vier Regionen einteilen: Nordwest (NW), Nordost (NO), Südost (SO) und Südwest (SW).

  • Portrait Joseph Utzschneider (1763-1840), Halbprofil mit dem Betrachter zugewandtem Gesicht. Utzschneider trägt eine  dunkle Jacke mit großem Kragen, ein Hemd mit weißer Stehkragen und einen, eng um den Hals geschlungenen, plissiertes Schal.
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    Utzschneider, Joseph

    (1763-1840)

    Die Persönlichkeit Utzschneiders ist geprägt von seiner Vielseitigkeit: Er war unter anderem Hofkammerrat in der Land- und Forstwirtschaft, General-Salinen-Administrator und in späteren Jahren zweiter Bürgermeister von München. 

    Als die Franzosen im Jahr 1800 die „Commission des Routes" im Nymphenburger Schloss installieren, wirkt er auf bayerischer Seite als Geheimer Finanzreferendär mit. Weitsichtig beantragt er bereits 1801 die Errichtung eines „Bureau de Catastre“, um alle bayerischen Grundstücke genau zu vermessen.

    Da Utzschneider bald darauf vom Staatsdienst freigestellt wird, beteiligt er sich 1804 am Mathematisch-Mechanischen Institut von Reichenbach und Liebherr und 1809 an der Gründung des Optischen Instituts in Benediktbeuern. Dort fördert er den jungen Joseph von Fraunhofer, der durch die Herstellung qualitativ hochwertiger optischer Gläser und neuen Erkenntnissen in der Physik Weltruhm erlangt. 

    Ab 1808 steht Utzschneider der Bayerischen Steuervermessungs-Kommission vor und prägt mit seinen universellen Fähigkeiten die Entwicklung des bayerischen Vermessungswesens. Zusammen mit Ulrich Schiegg und Johann Georg von Soldner bringt er zur Regulierung der Grundsteuer die Katastervermessung nun endlich auf den Weg. Utzschneider richtet am "Bureau des Cadastre" eine Lithographische Anstalt ein, um die Ergebnisse in Flurkarten vervielfältigen zu können.